Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen

Vollständiger Leitlinientext auf der Website der AWMF

Stand: 1.4 Mai 2012(letzte Anpassung September 2012)
Gültig bis: 2016

S.98-S. 99
Therapie Grundsätzliches
Unterstützende Therapieverfahren (wie Entspannungs-und Bewegungstherapie so wie Ergo-, Kunst  und Musik-/Tanztherapie) werden im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich in der Regel als Bestandteile eines integrierten Konzepts angeboten.
Untersuchungen zur Wirksamkeit, die zwischen Störungsgruppen differenzieren, liegen Weitgehend nicht vor. Vorhandene Effizienzstudien beziehen sich somit häufig auf sogenannte "schwere psychische Erkrankungen", die u.a. Patienten mit Bipolaren Störungen mit ein schließen. Hierzu verweisen wir auf die aktuell in der Fertigstellung befindliche S3-Leitlinie der DGPPN für "Psychosoziale Therapien bei Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen", welche sich detailliert mit der Evidenz für diese unterstützenden Verfahren beschäftigt haben (S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien 2012). Im Hinblick auf Bipolare Störungen können kreative und handlungsorientierte Verfahren eine Bedeutung haben im Zusammenhang mit der Wiederherstellung und dem Erhalt von Handlungsfähigkeit, Teilhabe und Lebensqualität - der Unterstützung von Tages- und Wochenstruktur, der Entwicklung von Selbstbewusstsein und Reduktion der Auswirkungen von (Selbst-)Stigmatisierung, dem Unterbrechen depressiver Wahrnehmungsmuster und der Relativierung manischer Selbstüberschätzung, - einer Verbesserung des Zugangs zu Gefühlen und der Körperwahrnehmung

S. 101
5.1.2.4.4 Kunsttherapie und Musik- und Tanztherapie
Künstlerische Therapien verwenden verschiedene künstlerische Medien mit dem Ziel die psychische Gesundheit von Patienten zu fördern oder wiederherzustellen. Kunsttherapie kann in einem integrierten Behandlungskonzept eine wichtige ergänzende Funktion haben und sowohl der Rehabilitation als auch der Rückfallprophylaxe dienen, indem sie Affektregulation, Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz fördert.

Zum Einsatz von Kunsttherapie bei schweren psychischen Erkrankungen gibt es inzwischen sowohl Grundlagenliteratur als auch empirische Studien und spezifische Fachtexte. Doch bis auf Erfahrungsberichte finden sich keine störungsspezifischen Untersuchungen. Aufgrund der eher begleitenden und unterstützenden Funktion dieser Therapieform stand dieser Aspekt bisher auch nicht im Fokus der Untersuchungen.

In der Tanztherapie geht es vor allem um das differenzierte Wahrnehmen, Ausdrücken, Regulieren, Modulieren und Verstehen von Affekten über die Bewegung (Willke et al.2007, S. 56-57) und nicht - wie häufig formuliert - nur um kathartische Entladung.

Durch die Musiktherapie kann Zugang zu Gefühlen, Ausdruck von Stimmungen und Zuwachs an Selbstbewusstsein erzielt werden, wie in einem Review inkl. Metaanalyse zur Frage einer dosisabhängigen Wirkung von Musiktherapie bei schweren psychischen Störungen (Gold et al.2009) berichtet wird. Zur Anwendung von Musiktherapie gibt es bisher ebenfalls keine störungsspezifischen Studien. Insgesamt ist bislang unklar, inwieweit Musiktherapie durch die angenommene Förderung der Affektregulation, des Selbstwertgefühls und der sozialen Kompetenz in einem integrierten Behandlungskonzept eine ergänzende Funktion im Hinblick auf die Rehabilitation und Rückfallprophylaxe hat. Ähnliches gilt für die Tanztherapie

Therapie-Grundsätzliches 11
Unterstützende Therapieverfahren (wie z. B. Entspannungs-, Bewegungs- Ergo-, Kunst- oder Musik-/Tanztherapie) sollten Bestandteil des individuellen integrierten Behandlungsplans sein. Die spezifischen Behandlungsziele sollten in Absprache mit allen Beteiligten festgelegt und im Verlauf überprüft werden.
Empfehlungsgrad: KKP

Zu "Therapie Manie" liegen keine Untersuchungen vor.

Therapie Depression
S. 227/228
Unterstützende Therapieverfahren
Hierunter werden, wie im Subkapitel Grundsätzliches zur Behandlung beschrieben, Therapieverfahren wie Entspannungs- und Bewegungstherapie sowie Ergo-, Kunst- und Musik-/Tanztherapie verstanden.
(...)
Koch et al. 2007 konnten in einer empirischen Studie die positive Wirkung eines Tanzes mit spezifischen Bewegungsmustern auf Patienten mit depressiver Verstimmung nachweisen, es befanden sich auch Patienten mit Bipolarer Störung unter den Probanden, die sich während der Studie in einer depressiven Phase befanden (Koch, schriftliche Mitteilung 2008)

Therapie Phasenprophylaxe
S. 294
Unterstützende Therapieverfahren:
Zum Einsatz von Kunsttherapie bei schweren psychischen Erkrankungen gibt es inzwischen sowohl Grundlagenliteratur als auch empirische Studien und spezifische Fachtexte. Doch bis auf Erfahrungsberichte finden sich keine störungsspezifischen Untersuchungen. Aufgrund der eher begleitenden und unterstützenden Funktion dieser Therapieform stand dieser Aspekt bisher auch nicht im Fokus der Untersuchungen.
Kunsttherapie kann in einem integrierten Behandlungskonzept eine wichtige ergänzende Funktion haben und sowohl der Rehabilitation als auch der Rückfallprophylaxe dienen, indem sie Affektregulation, Selbstwertgefühl und soziale Kompetenz fördert.

Zur Anwendung von Musiktherapie gibt es bisher keine störungsspezifischen Studien. Ein Review inkl. Metaanalyse zur Frage einer dosisabhängigen Wirkung von Musiktherapie bei schweren psychischen Störungen (Gold et al. 2009) berichtet von positiven Effekten insbesondere auch hinsichtlich des Zugangs zu Gefühlen, des Ausdrucks von Stimmungen und des Zuwachses an Selbstbewusstsein.

Bislang ist unklar, inwieweit Musiktherapie durch die angenommene Förderung der Affektregulation, des Selbstwertgefühls und der sozialen Kompetenz in einem integrierten Behandlungskonzept eine ergänzende Funktion im Hinblick auf die Rehabilitation und Rückfallprophylaxe hat. Ähnliches gilt für die Tanztherapie.

Statement-Prophylaxe41
Obwohl empirische Untersuchungen spezifisch zu Bipolaren Störungen in ausreichender Qualität fehlen, legt die klinische Erfahrung nahe, dass kreative und handlungsorientierte Therapieverfahren wie beispielsweise Ergo-, Kunst -und Musik-/Tanztherapie im Rahmen eines ambulanten oder (teil-) stationären Behandlungskonzepts zur psychischen und sozialen Stabilisierung bipolarer Patienten beitragen können.
Empfehlungsgrad: Statement

Zu "Therapie Spezifische Patientengruppen" liegen keine Untersuchungen vor.

Zu "Spezifische Situation Suizidalität" liegen keine Untersuchungen vor.