Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung

Vollständiger Leitlinientext auf der Website der AWMF

Stand: 31.01.2011
Gültig bis 28.02.2016


S.34-S.35
Leitlinienempfehlung 7:

Adjuvante Verfahren wie Ergotherapie, Kunsttherapie, Musiktherapie, Körper- und Bewegungstherapie, Physiotherapie können in einem traumaspezifischen Gesamtbehandlungsplan berücksichtigt werden. 36/36

Erläuterungen zu Leitlinien-Empfehlung 7:
Adjuvante Therapieverfahren haben in der stationären psychotherapeutischen Behandlung ihren festen Platz als Teil eines multimethodalen Behandlungsansatzes. In der Therapie posttraumatischer Störungen haben sie eine besondere Bedeutung, insofern davon auszugehen ist, dass Erinnerungen an schwere und biographisch frühe Traumatisierungen zu wesentlichen Teilen im impliziten Gedächtnis und über Körpererinnerungen abgespeichert vorliegen können. Die Bewusstwerdung verdrängter oder abgespaltener traumatischer Erinnerungen kann ein wichtiger Teilschritt in der Überwindung traumatischer Erfahrungen sein. Die adjuvanten Therapieverfahren ermöglichen zunächst auf einer präverbalen Ebene die Annäherung und Bewusstwerdung solcher Inhalte und unterstützen so eine nachträgliche Verbalisierung. In Einzelfällen kann der Prozess der Traumabearbeitung mit dem jeweiligen Therapieverfahren fortgesetzt werden. Unbedingt sollte jedoch die Integration und Bearbeitung der sekundär bewusst gewordenen Inhalte im psychotherapeutischen Prozess angestrebt werden. Neben der traumaaufdeckenden Wirksamkeit haben die adjuvanten Therapieverfahren auch in der stabilisierenden Arbeit und zur Ressourcenorientierung eine hohe klinische Bedeutsamkeit. Adjuvante Therapieverfahren sind grundsätzlich als Teil eines Gesamtbehandlungsplanes in der Traumatherapie anzusehen.

Es liegen kaum hochwertige empirische Studien zu dieser Fragestellung vor, die Datenlage beschränkt sich großteils auf Kasuistiken und Expertenmeinungen. Man geht einhellig davon aus, dass Kreativtherapien eine unterstützende Funktion in der Behandlung von PTBS haben, sie finden vor allem im stationären Bereich schon länger breite Anwendung. In den NICE-Guidelines findet sich keine gesonderte Fragestellung zu adjuvanten Verfahren. In den Australian Guidelines wird eine Forschungsfrage in diese Richtung zwar gestellt ("For adults with ASD or PTBS , do physical interventions or exercise confer an advantage over psychological or pharmacological interventions?"), allerdings konnten keine Studien gefunden werden, die den Einschlusskriterien entsprachen. Ein Cochrane Review zu einem ähnlichen Thema ist in Arbeit (Lawrence et al. 2008). In der Literatur herrscht Einigkeit darüber, dass adjuvante, körpertherapeutische oder kreative Therapieansätze hilfreich sind in der Behandlung der PTBS.  Sowohl körperorientierte Methoden (z.B. Tanz- und Bewegungstherapie) als auch Kreativtherapien (z.B. Musiktherapie, Kunsttherapie, Gestaltungstherapie, Bibliotherapie) sind im stationären Setting lange schon etabliert (Johnson in Foa et al., 2000; Melbeck et al. in Frommberger & Keller, 2007; van Keuk in Maercker & Rosner, 2006; Zakaria et al., 2006).

Dem Leitliniereport angehängt sind wissenschaftliche Übersichten zur Wirksamkeit von Ergotherapie und künstlerischer Therapie, die durch die jeweiligen Fachgesellschaften zur Verfügung erarbeitet wurden. Die Leitlinienkommission stellt die Fachinformationen der Verbände als Link über die Online-Publikation der Leitlinie zur Verfügung ohne inhaltliche und wissenschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

(siehe auch S. 36)